Beschreibung:

Der Familienrat im ursprünglichen Sinne ist ein aus Neuseeland kommendes Hilfeplanverfahren. Einer Familie wird die Möglichkeit gegeben, Lösungen für ein Problem mit Hilfe einer Koordinatorin/ eines Koordinators zu lösen. Das Problem wurde zuvor vom Jugendamt im Gespräch mit den sorgeberechtigten formuliert.

Der Familienrat ist vielfältig einsetzbar, auch in Kontexten ohne Jugendamtsbezug. Im Kontext von Hilfen zur Erziehung ist der Familienrat eine Methode, Familien radikal selbstbestimmt an der Hilfeplanung teilnehmen zu lassen. Die Familie erarbeitet selbständig in der sogenanten Family-Only-Phase einen Plan zur Lösung eines Problemes. Die Family-Only-Phase wird durch die / den Familienrat-Koordinator/in vorbereitet, der allen Beteiligten zuvor die Regeln erklärt. Am Ende kann das Jugendamt entscheiden, ob es dem Hilfeplan zustimmt oder nicht. Stimmt es nicht zu, kann ein normales Hilfeplanverfahren nach § 36 durchgeführt werden bzw. können im Bereich der Kindeswohlgefährdung Aufträge erteilt werden.

Der Familienrat läuft in folgenden Phasen ab:

- Der Familie, die im Jugendamt Hilfe sucht oder dort ist, weil das Kindeswohl gefährdet ist, wird der Familienrat als Hilfeplanverfahren vorgeschlagen.

- Stimmt die Familie zu, wird die Familie mit einer/ einem dafür ausgebildeten Familienrat-Koordinator/in bekannt gemacht.

- Die / der Familienrat-Koordinator/in bespricht mit den Kindern und den Sorgeberechtigten, wer zur Lösung des Problems beitragen könnte und deshalb eingeladen werden sollte.

- Die Familie (Sorgeberechtigte oder Kinder) laden die ausgewählten Personen ein.

- Die / der Familienratkoordinator bespricht mit allen TeilnehmerInnen die Regeln des Familienrates.

Der Familienrat selbst läuft wie folgt ab:

- In der Anfangsrunde stellt die / derSozialarbeiter/in des Jugendamtes ihre/ seine Sicht des Problems dar (sogenannte Sorgeformulierung). Anschließend verlassen alle Fachleute, auch der die / der Familienratkoordinator/in den Raum.

- In der Family-Only-Phase erstellen die Teilnehmer/innen einen Lösungsplan, für den sie die Verantwortung übernehmen.

- In der Abschlussrunde wird der Lösungsplan des Familienrates mit dem Jugendamt abgestimmt.

Nach drei Monaten findet ein weiterer Familienrat (mit oder ohne Familienratkoordinator/in) statt, in dem der Stand der Umsetzung des Lösungsplanes besprochen wird.